Die Anfänge des Herbergswesens reichen bis in das Jahr 1884 zurück.

In diesem Jahr eröffnete Guido Rotter (1860-1940) am 15. Juni die erste „Studentenherberge" der Welt im damals österreichischen Oberhohenelbe im Riesengebirge. Nachdem der „Deutsche Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge" diese Idee aufgegriffen hatte, begann eine allmähliche Ausweitung dieser Herbergen auch auf reichsdeutschem Gebiet. Im Jahre 1895 verzeichneten 97 Herbergen 7194 Besucher, im Jahr des Kriegsausbruchs 1914 wurde der Höhepunkt mit 80 000 Übernachtungen in 727 Herbergen erreicht. Insgesamt zählten die „Deutschen Schüler - und Studentenherbergen" - so der offizielle Name seit 1898 - in den ersten 30 Jahren ihres Bestehens 565049 Besucher.

In Westdeutschland war der Eifelverein der erste Wanderverein, der das Konzept der Schülerherbergen aufgriff. Auf dem Verbandstag der deutschen Touristenvereine 1903 in Altenahr propagierte Pfarrer Loescher vom Erzgebirgsverein, dass der Verband sich die Gründung von Herbergen zur Aufgabe machen sollte. Bereits im darauffolgenden Jahr griff der Eifelverein diese Anregung auf: Auf der Wittlicher Hauptversammlung (28. bis 30. Mai 1904) hielt der Kölner Professor Kurt Hassert einen Vortrag, in dem er für Schülerherbergen in der Eifel plädierte. Adolf Dinklage erklärte sich im Namen des Kölner Eifelvereins bereit, die Kosten für die ersten 50 Nachtquartiere zu übernehmen (Eifelvereinsblatt 1904, S. 55). Auf der darauffolgenden Herbstversammlung in Malmedy (4. September 1904) wurde der Kölner Eifelverein mit der Leitung des Herbergswesens beauftragt. Die ersten Schülerherbergen wurden versuchsweise entlang der beiden Hauptwanderwege Aachen-Sinzig und Köln-Trier eingerichtet. Bereits 1905 konnte Hans Hoitz - der fast 20 Jahre hindurch die führende Persönlichkeit im Herbergswesen des Eifelvereins war - berichten, dass 618 Studenten und Schüler die 18 Quartiere des Eifelvereins aufgesucht hätten. Als besonderen Vorteil der Eifelvereins-Herbergen hob er hervor: „Jeder Herberge steht nämlich ein angesehenes, durchaus lokalkundiges Mitglied des Eifelvereins vor, das die Schüler empfängt, das Quartier anweist und ihnen mit väterlichem Rat, wenn nötig mit der Tat, in gleich fürsorglicher Weise wie ein Vater zur Seite steht. Die Einrichtung der Herbergsleitung ist neben der sorgfältigen Wegebezeichnung ganz besonders geeignet, den jungen Wanderern und ihren Eltern eine große Beruhigung zu gewähren und das ist wohl noch wichtiger als das Freiquartier" (Eifelvereinsblatt 1905, S. 109). Aus den jährlichen Berichten über Schülerherbergen, die Hoitz im Eifelvereinsblatt erstattete, lässt sich ein kontinuierliches Ansteigen der Zahl der Herbergen und der Besucher in der Eifel ablesen. Im Jahre 1909 bestanden insgesamt 46 Herbergen entlang der Linien Köln-Trier, Trier-Aachen, Aachen-Sinzig, Düren-Trier, Andernach- Eupen und fünf Einzelherbergen. Die meisten Herbergen waren in Privat- oder Gasthäusern untergebracht und besaßen drei bis sechs Freiquartiere. Im Jahre 1913 betreute der Eifelverein 52 Herbergen, die von 11343 Schülern besucht wurden; damit stand der Eifelverein an der Spitze aller Touristenvereine. Musterherbergen waren in der kurfürstlichen Burg zu Andernach, im Zülpicher Tor zu Nideggen und im Grafenschloß zu Neuerburg eingerichtet worden.

Quelle: Die Eifel 1888 – 1988 (Jubiläumsschrift zum 100jährigen Jubiläum des Eifelvereins)

Die Eifelvereinsblätter (1900 – 1933) finden Sie als PDF-Dateien zum Herunterladen hier: http://www.dilibri.de/rlb/periodical/titleinfo/178281